Paarkonflikte


Der mit Abstand häufigste Anlass, Hilfe zu suchen, sind Partnerschaftsprobleme. Selten ist das nur ein Konflikt, meistens bedingt ein Problem ein anderes und es bestehen Wechselwirkungen.

 

"Wir haben uns nichts mehr zu sagen."
"Wir streiten andauernd."
"Bei uns läuft sexuell nichts mehr."
"Mein Partner/-in geht fremd."
"Das Verhalten der Kinder oder die Probleme mit den Kindern führen immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen uns."
"Seit der Geburt des Kindes/ seitdem die Kinder aus dem Haus sind/ seit der Pensionierung meines Partners etc. ist bei uns nichts mehr so, wie es bisher war."

 

So oder anders könnten Beratungsanlässe formuliert werden.


Im Streit liegt noch Hoffnung, es wird noch um die Beziehung gekämpft, wenn auch mit untauglichen Mitteln. In der Entfremdung liegt nach langem fruchtlosem Streit schon viel Resignation. Wenn darum gekämpft wird, wer hier Recht hat und das Sagen, dann ist hinter diesem Kampf häufig auch eine große Verunsicherung versteckt und Verletzung, Enttäuschung oder Kränkung im Spiel. Eskaliert der Konflikt weiter, kann es auch zu Gewalt kommen. Kann die Beziehung durch Aussöhnung und Bereitschaft zur Verhaltensänderung wieder auf partnerschaftliche Füße gestellt werden oder ist eine Trennung nicht vermeidbar oder sogar sinnvoll?

Eine Außenbeziehung ist häufig ein Hinweis darauf, dass in der Ehe wichtige eigene Bedürfnisse nicht ausreichend beachtet worden sind. Auch bei diesem Thema spielen Gefühle der Kränkung und Verletzung, Wut oder Angst eine große Rolle. Außenbeziehungen sind in der heutigen Welt kein seltenes Ereignis. Die Qualität der Paarbeziehung und die Selbstsicherheit der Partner sind wichtige Stützen für die Bewältigung einer Krise.

Die Eltern eines Kindes bleiben zwei Menschen immer, Eltern zu werden ist somit eine der folgenreichsten Entscheidungen im Leben. Eltern tragen eine große Verantwortung, denn die frühen Lebenserfahrungen, insbesondere die Gefühle der Geborgenheit und die Entwicklung sicherer emotionaler Bindungen prägen das spätere Leben wesentlich. Gibt es Schwierigkeiten mit den Kindern, geraten Eltern häufig in eine wachsende Polarisierung, die über eine passende Verantwortungs- und Arbeitsteilung hinausgeht. Ein Partner erlebt den anderen als zu verwöhnend oder zu abweisend, zu nachgiebig oder zu streng usw. Hier besteht die Gefahr, dass Elternteile, um auszugleichen, ein Verhalten zeigen, das sie ohne diesen Umstand nicht zu ihrem Verhaltenrepertoire zählen würden. Wichtig wäre, eine gemeinsame Strategie zu finden, bei der sich beide wohl fühlen können. Klarheit und Sicherheit im Verhalten sind wichtiger, als sich einem propagierten Erziehungsstil anzuschließen und dabei auch das individuelle Kind nicht im Blick zu haben.

Lebensentscheidungen in verschiedenen Phasen der Partnerschaft und verschiedenen Phasen des Lebens sind notwendig, dadurch dass nichts so bleibt, wie es ist. Phasenmodelle können hilfreich sein, um besser zu verstehen, wie die Anforderungen in verschiedenen Lebensphasen aussehen und bewältigt werden können. Für das Paar mit Kindern im Kleinkindalter erprobte Umgangsformen werden spätestens für das Grundschulalter nicht mehr alltagstauglich sein. Spätestens die Pubertät mit der notwendigen Ablösung stellt für fast alle Familien eine große Herausforderung dar.

Vom jungen Pärchen bis hin zum Paar, bei dem beide aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden sind, spannt sich der Bogen bei der Entwicklung der Paarbeziehung.

In einer Paartherapie muss anfangs häufig ein aufgeregtes Chaos beruhigt und geklärt werden. Das geschieht durch Allparteilichkeit- dem Bemühen, alle Sichtweisen gleichermaßen aufzunehmen. Angespannte Situationen werden durch Strukturierung entschärft und anstatt nach Schuld und Ursachen wird nach Lösungen und Ressourcen gesucht. Manchmal ist es auch notwendig, ein Paar aus seiner Erstarrung herauszulösen, in jedem Falle wird das gegenseitige Verständnis wieder gefördert und Anstöße zu Verbesserung des Umgangs miteinander gegeben. Das gegenseitige Verständnis kann auch durch die Beschäftigung mit der eigenen Herkunftsfamilie gefördert werden. Zu sehen, welche Ressourcen und Hypotheken seit Generationen weitergegeben wurden, kann dem aktuellen Konflikt die Schärfe nehmen.

Alle Partner können lernen, sich wieder zuzuhören und sich mit Respekt zu begegnen, Konflikte zu klären oder zu akzeptieren, dass unvereinbare Ansichten vertreten werden.